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Persönlichkeitsstörungen

Ein zunehmend geringer werdender Teil der im LWL-Maßregelvollzug untergebrachten Patientinnen und Patienten leidet unter einer so genannten Persönlichkeitsstörung.

Eine Persönlichkeitsstörung liegt vor, wenn ein Mensch durch individuelle Eigenheiten/Charakterzüge sich selbst in seiner sozialen Stabilität und seinem Wohlbefinden und/oder seine Umgebung massiv beeinträchtigt. Auffällige Persönlichkeitszüge zeigen sich häufig bereits in der Kindheit; als Diagnose kann und darf eine Persönlichkeitsstörung aber erst ab dem 18. Lebensjahr gestellt werden.

Oft wird die Fähigkeit, Gefühle bei sich und/oder anderen wahrzunehmen, zu unterscheiden und kontrollieren zu können, wenig oder gar nicht ausgebildet. Es sind tief verwurzelte Fehlentwicklungen im Denken, Erleben und Verhalten eines Menschen und in seiner Fähigkeit, eigene Impulse zu kontrollieren. Häufig sind schwierige Familiensituationen oder schwere Traumatisierungen wie sexueller Missbrauch Ursache dieser Entwicklung. Persönlichkeitsstörungen treten in unterschiedlichen Formen auf.

Im Maßregelvollzug relevant sind vor allem die dissoziale Persönlichkeitsstörung, die emotional instabile Persönlichkeitsstörung und die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Sie gehen häufig einher mit einer Störung der Sexualpräferenz bzw. Paraphilie. Persönlichkeitsstörungen sind nur bedingt medikamentös und vorwiegend langjährig psychotherapeutisch zu behandeln.

Ein Fallbeispiel

Persönlichkeitsstörung

Fred F. ist Mitte 20, als er zum ersten Mal eine Frau vergewaltigt. Schon als Jugendlicher hatte er sich vor Frauen entblößt, auch Schulkameradinnen beschimpfte und bedrohte er regelmäßig. Nach seiner zweiten Vergewaltigung kann er von den Ermittlern überführt werden. In einem Gutachten attestiert ein psychiatrischer Sachverständiger Fred F. eine schwere Persönlichkeitsstörung, weitere Taten werden nicht ausgeschlossen. Das Gericht ordnet in seinem Urteil an, Fred F. gemäß Paragraf 63 Strafgesetzbuch in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen.

Eine Graftik zeigt einen roten und einen blauen Kopf, die sich überschneiden. (Foto: Gerd Altmann/ Pixabay)